- 2054 - 1288. Januar 11. Breslau. 3 id. Jan. Heinrich, Herzog von Schlesien, Herr von Breslau, gründet zum Seelenheile seiner Oheime Wladizlaus weiland Erzbischof von Saltzburg, Ottokar weiland König von Böhmen und Boleslajus Herzog von Krakau, das Collegiatstift zum heil. Kreuz innerhalb der Mauern seiner Breslauer Burg, mit fünf Prälaturen und zwölf Canonikaten. Die Propstei soll als Dotation haben das Vorwerk und Dorf Radlowiz (Radlowitz bei Ohlau), das volle Dominium des Dorfes Luthenow (Leuchten), früher zur Pfarrkirche in Olsniz (Oels) gehörig, 1 Mk. jährlichen Zins von dem dortigen Müller, der auch für die Propstei unentgeltlich zu mahlen hat, und den Ertrag des Fischteiches allda, ferner je die zehnte Woche vom Zolle in der Stadt Oels und den Zehnten in den Dörfern villa Lodoyci (Ludwigsdorf bei Oels), Necischow (Netsche), Spaliz (Spalitz), Rathai (Rathe), Dambrov (Dammer), Smarsow (Schmarse), Stampin (Stampen), Boguschiz (Bogschitz), Jencowiz (Jenkwitz), Borov (Borau), auch 28 Zehntmalter von den der Stadt Oels anliegenden Vorwerken und die Feldzehnten in den Dörfern Socolowiz (Zucklau), Tokar (Dockern), in parvo Boguschiz (Bogschitz), Medar (?), in den Höfen an der Swirsna (Schwierseflüsschen - wahrscheinlich ist das heutige Dorf Schwierse gemeint), und endlich auch den Zehnten von den sechs Hufen des Bogusius de Smolna (Schmollen). Die Weinberge von Oels aber, die Hopfengärten und die Mühle daselbst soll des Herzogs Notar Peter, weiland Pfarrer in Oels, jetzt Propst des Kreuzstiftes, auf Lebenszeit haben, nach dessen Tode diese Erträge zu täglichen Distributionen für das Stift verwandt werden sollen. Zur Dechantei wird bestimmt das bisher zur Kirche in Uraz (Auras) gehörige Dorf Wirzow (Würzen), mit Mühlen und allem Zubehör von Zinsen und Zehnten, so in Henningesdorf (Hennigsdorf), Chunzendorf (Kunzendorf), Bresin (Gross-Bresa oder Klein-Bresa), Gola (Gohlau), in Curascove (? die letzten Buchstaben sind halb verlöscht - vielleicht Gursche oder Gurse, zu Leonhardwitz gehörig) 4 Mk., 17 Malter Decem in Wilschin (Wilxen), früher der Auraser Kirche zuständig, ferner die Malterzehnten in Carsow (Karschau bei Nimptsch) und 9 Mk. auf den Gütern der Söhne des weiland Dirozlaus de Bicen (Baitzen), früher zur Schlosskapelle in Nimptsch gehörig. Ausserdem fügt der Herzog noch sein Dorf Peccar (Beckern) hinzu, nebst der Scholtisei und allen Erträgen. Zur Scholasterie gehören 25 kleine Zins-Hufen in Sidlowiz (Scheidelwitz), 36 kleine Zins-Hufen in Zawidowiz (Sadewitz, und zwar wohl das bei Oels), 34 kleine Hufen in Schuzlerdorf (Schüsselndorf), 2 1/2 Mk. (Zins) in Garbendorf vor Brieg, und ausserdem zur Bebauung des Vorwerk Jescotel (Jäschkittel), was sonst dem Quiliso (sonst Qualis genannt) gehörte. Die Cantorie wird besitzen ein Vorwerk von 6 Hufen, einst zur Pfarrkirche in Domazlaw (Domslau) gehörig, mit folgenden Zehnten: in D. 40 Malter Dreikorn, Weitzen, Korn, Hafer, in Nova Ecclesia (Neukirch) 30 Malter, 5 Weitzen, 5 Korn, 5 Hafer, in Stablowiz (Stabelwitz) 9 1/2 Mk. Silber, in villa Hermanni (Hermannsdorf) 6 1/2 Mk., in Gnekowiz (Gniechwitz) 3 1/2 Mk., in Smedeveld (Schmiedefeld) den Feldzehnten, auf dem Vorwerke des Goldschmidts Hermann bei Lesniz (Lissa - offenbar ist Goldschmiede gemeint) den Zehnten, auf dem Vorwerk des Thilo von Liegnitz bei Lissa (jetzt wahrscheinlich ein Vorwerk von Lissa) den Feldzehnten, auf dem Vorwerke des Godkinus (nicht zu ermitteln) den Feldzehnten, welches Alles früher zur Kirche von Domslau gehörte. Die Custodie wird haben als Curie oder Vorwerk das Dorf Radlovo (Radelau) bei Circviz (Zirkwitz), 25 Zinshufen in Schoenaw bei Namczlaw (Namslau), poln. Milowiz genannt (Ober- und Nieder-Schönau und Mühlwitz) mit der Scholtisei, dazu an Zehnten in Crisowiz (Kreisewitz) 39 Malter Dreikorn, in Boumgart (Baumgarten bei Ohlau) 20 Malter, in Jasowiz (Jätzdorf) 16 Malter, in Stinavia (Steine) 8 Malter, in Rosenhaim (Rosenhain) das volle Dominium und Eigenthum von 6 Hufen, was Alles früher zur Kirche in Ohlau gehörte. Diese Anweisungen, resp. Translationen von Einkünften sind durch den Bischof Thomas mit Zustimmung seines Kapitels und der betreffenden Pfarrer erfolgt. Die nun folgenden Pfründen dotirt der Herzog aus seinen Domänen und weist dazu an in villa Henrici (Hennersdorf bei Reichenbach) 28 grosse Zinshufen, in Bela (Langenbielau) 48 grosse Zinshufen, in Grodis (Gräditz bei Schweidnitz), Petirrwitz bei Lewnstein (Peterwitz, Kreis Frankenstein, dicht bei Löwenstein) 37 grosse Zinshufen, Franchenberch (Frankenberg) 20 grosse Zinshufen, Tirpiz (Türpitz bei Strehlen) 38 kleine Zinshufen, ferner 2 grosse Hufen in Pilavia (Peilau), 15 kleine Hufen in Pfaffendorf (bei Reichenbach) und 3 grosse Hufen in dem Dorfe Alt-Lewnstein (ein Ort Alt-Löwenstein ist nicht bekannt, doch stimmt dies damit, dass Löwenstein damals wiederholt z. B. direkt 1282 als Stadt bezeichnet wird, da bezeichnet dann Alt-Löwenstein ganz nach der Analogie von Alt-Grottkau, Alt-Wansen, Alt-Patschkau den Dorfantheil der alten Bewohner, welchen man bei der Aussetzung der neuen Stadt unberührt liess), 11 kleine Hufen in Milowicz (Mühlwitz bei Bernstadt) und 14 in Alberti villa (Ulbersdorf) bei Beroldestat (Bernstadt) und 3 Mk. Goldes jährlich von der herzoglichen Münze. Dabei soll die erste Pfründe haben in Hennersdorf 18 grosse Hufen und 3 kleine in Pfaffendorf, die zweite ebendaselbst 10 grosse Hufen und ebensoviel in Langenbielau, ebendaselbst die dritte 20 und die vierte 18 grosse Hufen, letztere dazu noch 2 grosse Hufen in Peilau, die fünfte 20 grosse Hufen in Gräditz, die sechste 12 grosse Hufen ebenda und 12 kleine Hufen in Pfaffendorf, die siebente 20 grosse Hufen in Peterwitz (bei Frankenstein), die achte 17 grosse Hufen daselbst und 3 in Alt-Löwenstein, die neunte 8 kleine Hufen in Türpitz, 11 in Mühlwitz und 14 in Ulbersdorf bei Bernstadt, die zehnte 20 grosse Hufen in Frankenberg, die elfte in Türpitz 30 kleine Hufen (eine interessante Geschichte der elften Präbende hat Schimmelpfennig geliefert, Ztschr. X. 108), die zwölfte jährlich 3 Mk. Goldes von der Münze. Die grosse Hufe hat jährlich zu zinsen 5 Vierdung Silber und 6 Scheffel Dreikorn, 2 Weizen, 2 Korn, 2 Hafer, die kleine Hufe 1/2 Mk. Silber und 1 Malter Dreikorn, wie dies allgemein Landesgewohnheit ist. Ueber alle die genannten Besitzungen soll das Stift das volle Dominium haben, vorbehaltlich der Exemtion der Schulzen und der Competenz des Herzogs in Kapitalsachen. Als Höfe und Vorwerke, welche das Stift selbst unter dem Pfluge halten wird, giebt der Herzog Sirnici (Klein-Sürding) bei Domazlaw (Domslau), 8 Hufen auf den Gütern des Bremco, das Dorf Ribiz (Reibnitz), dann fügte der Bischof Thomas noch das Dorf Popowiz zu, bisher zur herzoglichen Schlosskapelle in Nimptsch gehörig. Alle diese Güter sollen in 12 Theile getheilt werden, so dass jeder Canoniker 4 kleine Hufen zur Bebauung erhält und der Ueberschuss zum allgemeinen Besten verwendet werde. Zu Seelenmessen erhält das Stift das Dorf Mlesco (Mlietsch), dann Zemplin (Zimpel), gelegen zwischen Breslau und Opatwiz (Ottwitz). Die Colonisten werden von allen Lasten des polnischen Rechtes (stan, powoz, prewod, strosa, podvorove u. s. w.) sowie von der Gerichtsbarkeit der Burggrafen oder Kastellane befreit. Für den Sakristan werden bestimmt 9 Zins-Hufen in Danielowiz (?), erkauft von dem Ritter Heinrich, dem Sohn des Daniel, auch soll ihm der Custos jährlich 3 Mk. abgeben, für den Succentor jährlich 6 Mk. Zins, nämlich 4 1/4 auf den Zins-Hufen vor Preworn (Prieborn, so ist statt Prewozn zu lesen, was Stenzel hat und mit Probotschine erklärt), 1 1/2 auf den Hufen vor Reichenbach, 1/4 auf der Peilauer Mühle, dazu soll der Cantor dem Succentor 4 Mk. jährlich abgeben. Für den Magister oder Schulrektor wird ausgesetzt von den bei Oels liegenden Vorwerken 6 Mk., von den Gärten und Hufen bei Nimptsch 4 Mk., auch soll der Scholasticus, dem die Wahl Jenes zusteht, demselben 6 Mk. jährlich zu geben haben. Der Herzog ertheilt das Recht zur Verleihung dieser Canonikate dem Bischof und dessen Nachfolgern, und die Prälaten sollen für die Kirchen, auf deren Einkünfte ihre Pfründen fundirt sind, das Patronatsrecht haben. Zu täglichen Distributionen bestimmt der Herzog 60 Mk. jährlichen Zins und 60 Malter Getreide auf den ville Rathayce bei Oels (nach der Urkunde vom 23. Juni 1290 Jenkwitz, Dammer, Rathe, Korschlitz und Schmarse). Die Güter haben dieselbe Freiheit wie die des Domstiftes. Anniversarien sollen im Stifte gefeiert werden für den Herzog und seine Gemahlin, seine Eltern und seine Oheime Wladizlaus weiland Erzbischof von Salzburg, Ottokar König von Böhmen, Bolezlaus Herzog von Krakau. Unter Bestätigung und Mitsiegelung des Bischofs und seines Capitels. Z.: Jacob Erzb. v. Gnesen, Thomas Bisch. v. Breslau, Breslaus (richtiger Sbrozlaus) Propst, Milejus Dechant, Joh. Cantor, Nic. Custos, Heinr. Archid. v. Liegnitz, Bernard Propst v. Meissen, Joh. Dech. v. Glogau, Leonhard Dech. v. Oppeln, Joh. Archid. v. Lenczyc, Peter Kanzler, Mag. Martin, Mag. Martin de Carlowiz, Arnold Pfarrer v. Mar. Magd., Pet. Lapis, Walther, Steph., Joh. Groson, Prälaten und Domherrn v. Breslau, Peter Propst v. heil. Kreuz, Joh. Dech., Jac. Scholast., Chunrad Custos, Mag. Thomas, Giselher, Hermann, Heinrich. Ansgef. durch Ludwig Hofnotar. Nach dem Or. im Staatsarch. (Kreuzstift Breslau 1), an dessen 3 Siegel (Herzog, Bischof, Kapitel) nur noch die Einschnitte erinnern, abgedr. v. Stenzel in der Denkschrift zur Feier des 50 jährigen Jubiläums der vaterländischen Gesellschaft 1853 S. 47. Die älteren Drucke bei Schickfus, Ludwig, Sommersberg, Lünig und in dem Tractatus: 70 graves rationes ob quas regem Pol. defens. etc. app. sind einfach unbenützbar und zum grössten Theil nicht einmal vollständig. Codex Diplomaticus Silesiae, Bd. 7, 1886; Regesten zur schlesischen Geschichte, Th. 3: Bis zum Jahre 1300. Herausgegeben von Colmar Grünhagen. |